Datenvisualisierung mit Svelte: 3-Tage-Workshop für Visual Journalism Studierende
Workshop-Überblick
Dieser Workshop verbindet haptische Prototyping-Skills mit moderner Web-Technologie - perfekt für BFO-Student:innen. Wir starten mit Gaffa-Tape, Legobausteinen und Aludraht, um Datengeschichten zu verstehen, und übersetzen dann unsere analogen Prototypen in interaktive Svelte-Visualisierungen. Creative Technology vom Basteltisch zum Browser.
Tag 1: Fundament - Vom Basteltisch zum Browser
Morgen SET-Phase (9:00-11:00)
Mit den Händen denken, dann programmieren
Eröffnungskreis (30 min)
- Materialstation: Lego, Gaffa-Tape, Aludraht, Wackelaugen + Laptops bereit
- Jede:r baut in 5 Minuten ein "Gefühl" aus Materialien
- Vorstellung: "Ich bin... und das ist mein analoges Gefühl"
- Gruppenvereinbarung: "Erst verstehen, dann digitalisieren"
Analoger Einstieg (45 min)
- Demo: Balkendiagramm aus Lego bauen, dann in Svelte nachbauen
- Verschiedene Materialien = verschiedene Datentypen:
- Lego-Türme = Balkendiagramm
- Draht-Kurven = Liniendiagramm
- Knete-Kreise = Bubble Chart
- Übung: "Euer Semester in Daten" - erst analog bauen, dann skizzieren
Svelte Kennenlernen (45 min)
- Svelte REPL öffnen: "Das ist euer digitaler Basteltisch"
- Erste Magie: Variable ändern, Seite reagiert sofort
- Demo: Analog gebautes Lego-Diagramm in Svelte übersetzen
- Challenge: Euren Namen mit
{variable}
anzeigen lassen
Tag 1 HOLD-Phase (11:30-16:30)
Von Material zu Code
Session 1: HTML als Baukasten (11:30-13:00)
- HTML-Elemente wie Lego-Steine:
<div>
,<h1>
,<p>
- Hands-on: Analog gebaute Story-Struktur in HTML übersetzen
- Svelte-Magie:
{}
bringt Daten ins HTML - Übung: Euer analoges "Semester in Daten" als HTML-Struktur
Mittagspause (13:00-14:00)
Session 2: Interaktivität ohne Angst (14:00-15:30)
- Counter bauen: analog mit Bausteinen, digital mit Svelte
let count = 0
- Container für eure Datenon:click
- Buttons die reagieren- Live-Vergleich: Analog vs. digital - was ist ähnlich?
- Übung: Interaktiven Foto-Galerie-Counter bauen
Session 3: Styling als Visual Language (15:30-16:30)
- CSS in Svelte: Farben, Größen, Positionen
- Hochschul-Corporate Design umsetzen: Orange (#ffa500) und Anthrazit (#575250)
- Material-Eigenschaften digital nachbauen: Gaffa-Tape-Ästhetik mit CSS
- Übung: Euren Counter im BFO-Look stylen
Tag 1 LAND-Phase (16:30-17:30)
Analog trifft Digital
- Galerie: Analoge Prototypen neben Svelte-Screens
- Reflexion: "Was war leichter - analog oder digital?"
- Troubleshooting-Circle: Häufige Svelte-Stolpersteine
- Hausaufgabe: Daten für morgen sammeln (kann auch analog geschehen)
Tag 2: Exploration - Daten werden lebendig
Morgen SET-Phase (9:00-9:30)
Datensammlung hybrid
- Check-in mit mitgebrachten Daten
- Aufwärm-Challenge: "Human Bar Chart" - Körper als Datenvisualisierung
- Heute: Von einzelnen Werten zu Datensätzen
- Inspiration: Zeit Online Interaktives + analoge Datenkunst
Tag 2 HOLD-Phase (9:30-16:30)
Echte Daten, echte Geschichten
Session 1: Datensammlung kreativ (9:30-11:00)
- Analog sammeln: 15 Min Campus-Daten erfassen
- Fahrräder zählen, Müllfüllstände schätzen, Lernplatz-Auslastung
- Mit Strichlisten, Stoppuhren, Maßbändern
- Digital verarbeiten: Daten sofort in Svelte
- Arrays kennenlernen:
let bikes = [12, 8, 15, 23]
{#each}
Block: Für jeden Datenpunkt ein Element- Erste Visualisierung: Balkendiagramm aus gesammelten Daten
Session 2: SVG - Zeichnen mit Code (11:00-12:30)
- SVG als "digitaler Aludraht" - biegsam und präzise
- Grundformen: Rechtecke, Kreise, Linien
- Live-Übersetzung: Analog gebaute Formen → SVG-Code
- Übung: Eure Campus-Daten als SVG-Balkendiagramm
- Skalierung verstehen: Große Zahlen in kleine Bildschirme
Mittagspause (12:30-13:30)
Session 3: Interaktivität mit Sinn (13:30-15:30)
- Hover-Effekte:
on:mouseenter
undon:mouseleave
- Tooltips bauen: Zusatzinfos auf Berührung
- Filter-Funktionen: Daten ein- und ausblenden
- Real-World-Beispiel: Hannover-Wohnungspreise interaktiv erkunden
- Übung: Euer Campus-Chart mit Hover-Details ausstatten
Session 4: Storytelling mit Daten (15:30-16:30)
- Headlines, Kontext, Quellenangaben hinzufügen
- Progressive Disclosure: Informationen schrittweise enthüllen
- Mobile-First denken: Responsive Design-Grundlagen
- Übung: Eure Visualisierung "journalistisch verpacken"
Tag 2 LAND-Phase (16:30-17:30)
Stories entwickeln
- Speed-Pitching: 2-Minuten-Story-Präsentationen
- Peer-Feedback: Was funktioniert? Was braucht mehr Kontext?
- Projektteams für morgen bilden
- Tech-Check: Was klappt schon? Wo braucht ihr Hilfe?
Tag 3: Kreation - Eure interaktive Datengeschichte
Morgen SET-Phase (9:00-9:30)
Projekt-Sprint-Start
- Projekt-Optionen (oder eigene Idee):
- "Student:innen-Leben vermessen": Kosten, Zeit, Stress interaktiv
- "Hannover entdecken": Stadtteile-Daten mit Karten-Integration
- "Medienkonsum-Reality": Selbsteinschätzung vs. Tracking-Daten
- "Hochschul-Diversität": Demografie-Daten mit Filterfunktionen
- Eigene Idee: Analog prototypiert, digital umgesetzt
- Ressourcen-Stationen: Code-Templates, Datenquellen, Material-Backup
Tag 3 HOLD-Phase (9:30-15:30)
Intensive Entwicklung
Session 1: Rapid Prototyping (9:30-11:00)
- Analog first: Problem und Lösung mit Materialien durchdenken
- Digital second: Svelte-Grundgerüst aus Template starten
- Iterate fast: Alle 15 Minuten testen und verbessern
- Bereitgestellte Templates:
- Balkendiagramm mit Hover
- Liniendiagramm mit Zeitachse
- Bubble Chart mit Kategorien
- Dashboard mit mehreren Charts
Session 2: Daten integrieren (11:00-12:30)
- Echte Daten laden: CSV-Import, JSON-Integration
- Google Sheets als einfache Datenbank nutzen
- Live-Daten: APIs ohne Programmier-Angst
- Error-Handling: "Was passiert, wenn Daten fehlen?"
- Datenqualität checken: Plausibilität und Vollständigkeit
Working Lunch (12:30-13:30)
Session 3: Interaktivität ausbauen (13:30-14:30)
- Erweiterte Features je nach Projekt:
- Zeitslider für Entwicklungen
- Filter-Checkboxen für Kategorien
- Zoom und Pan für Details
- Animationen für Übergänge
- Mobile Optimization: Touch-friendly Design
- Performance: Auch mit vielen Daten flüssig
Session 4: Publishing & Polish (14:30-15:30)
- Svelte-App deployen: Vercel oder Netlify
- Social Media Ready: Meta-Tags und Preview-Bilder
- Accessibility: Screenreader-freundlich
- Final Testing: Auf verschiedenen Geräten prüfen
Finale LAND-Phase (15:30-17:30)
Datengeschichten-Showcase
Live-Präsentationen (15:30-16:30)
- Jedes Team: 5 Minuten Demo + Q&A
- Fokus: "Vom Analog-Prototyp zur interaktiven Story"
- Peer-Voting: "Beste Story", "Beste Interaktion", "Kreativste Lösung"
- QR-Codes für alle Projekte: Sofort auf dem Handy ausprobieren
Integration & Zukunft (16:30-17:15)
- Portfoliointegration: Projekte in BFO-Arbeiten einbetten
- Weiterlernen ohne Überforderung:
- Svelte Tutorial als nächster Schritt
- Datenjournalismus-Communities
- Creative Coding Meetups Hannover
- Tool-Empfehlungen für Semester-Projekte
Abschlusskreis (17:15-17:30)
- Analog-Digital-Reflexion: "Was war überraschend anders?"
- Svelte-Confidence-Check: "Traut ihr euch an ein eigenes Projekt?"
- Gruppenfoto: Analoge Prototypen + digitale Screens
- Einladung: Projekte im Educational Newsroom permanent ausstellen
Material & Tech Stack
Analoge Materialien (pro Team)
- Lego Classic Sets: Verschiedene Größen, Telemagenta-Steine wenn möglich
- Gaffa-Tape: Schwarz, Weiß, Telemagenta (#ff00a0)
- Aludraht: 2mm, verschiedene Längen
- Wackelaugen, Knete, Karton, Filzstifte
- Datensammlung: Clipboards, Timer, Maßbänder
Digitale Tools
- Svelte REPL (svelte.dev/repl) - Hauptarbeitsplatz
- Bereitgestellte Templates: Startpunkt für verschiedene Chart-Typen
- Google Sheets: Einfache Datenbank und CSV-Export
- Datawrapper: Backup-Option für schnelle Charts
- Vercel/Netlify: Ein-Klick-Deployment
Code-Templates (vorbereitet)
// 1. Einfaches Balkendiagramm
let data = [12, 8, 15, 23];
// 2. Interaktiver Counter
let count = 0;
function increment() { count++; }
// 3. Hover-Tooltip
let hoveredItem = null;
// 4. CSV-Daten laden
import Papa from 'papaparse';
Pädagogischer Ansatz
"Think Analog, Build Digital"
- Verstehen vor Programmieren: Jedes Konzept erst haptisch erfahren
- Material als Metapher: Lego = Komponenten, Draht = Datenfluss
- Scheitern als Feature: Analoge Prototypen sind schnell korrigiert
- Iteration over Perfection: Viele kleine Verbesserungen
Creative Technology Integration
- BFO-Werte: Dokumentarische Ethik gilt auch für Datenvisualisierung
- Visual Literacy: Kompositionsregeln gelten analog und digital
- Tool-Agnostic: Svelte heute, aber Prinzipien übertragbar
- Portfolio-Building: Jedes Projekt erweitert das Creative Portfolio
Scaffolding ohne Überforderung
- Templates als Stützräder: Funktionierender Code von Anfang an
- Progressive Complexity: Von einfach zu erweitert
- Peer Learning: Starke helfen Schwächeren
- Just-in-Time Learning: Nur was gerade gebraucht wird
Assessment: Making Learning Visible
Portfolio-Dokumentation
- Tag 1: Analog-Prototyp + erste Svelte-Komponente
- Tag 2: Datenvisualisierung mit Interaktivität
- Tag 3: Vollständige interaktive Datengeschichte + Reflexion
Kompetenz-Badges
- "Analog-Digital-Translator": Erfolgreich Material-Konzept in Code übersetzt
- "Svelte-Starter": Kann eigenständig einfache Komponenten erstellen
- "Data-Storyteller": Verbindet Daten mit journalistischem Kontext
- "Interactive Designer": Schafft sinnvolle Nutzer:innen-Interaktionen
Success Metrics
Sofort messbar:
- 100% erstellen funktionsfähige Svelte-Komponente
- 90% deployen erfolgreich ihre interaktive Geschichte
- Alle verstehen Grundprinzipien von Datenvisualisierung
- Mindestens 80% fühlen sich für weitere Svelte-Projekte gerüstet
Langfristig verfolgbar:
- Integration in BFO-Semesterprojekte
- Verwendung für Praktikums- oder Abschlussarbeiten
- Grundlage für weitere Creative Technology-Kurse
- Portfolio-Bereicherung für Bewerbungen
Dieser Workshop macht Svelte durch analoge Vorerfahrung zugänglich und verwandelt BFO-Student:innen zu Creative Technologists, die sowohl mit Händen als auch mit Code Geschichten erzählen können. Der nahtlose Übergang vom Basteltisch zum Browser baut Vertrauen auf und zeigt: Programmieren ist nur ein weiteres Werkzeug für visuelle Geschichtenerzähler:innen.